Tag 10, 28.3.2016
Unsere Reise geht heute weiter mit einer längeren Autofahrt, erst nach Norden, an Perpignan vorbei, bis wir die D117 erreichen, die nun immer Richtung Westen am nördlichen Rand der Pyrenäen entlang führt. Unser Ziel ist für heute das Städtchen Mirepoix mit seinem mittelalterlichen Marktplatz. Zwischendurch wird die Strasse schon mal wieder recht schmal, das ist aber nur vorübergehend und bei Quillan geht es dann mal ordentlich in Serpentinen bergan, so dass man unbedingt anhalten muss, weil man einen so schönen Blick hinunter ins Tal und zurück in das durchfahrene Gebirge hat.
An einem Kreisel in Bensa zweigt man für den Abstecher nach Mirepoix von der D117 nach Norden ab, nun auf die D625. So erreicht man schnell das Städtchen und den kostenfreien Wohnmobilübernachtungsplatz am Ortsrand.
Den Nachmittag verbringen wir dann in dem wirklich sehenswerten Städtchen, das uns mit einem Festival auf dem berühmten Marktplatz überrascht, überall gibt es Kunsthandwerkerstände, Musik und Essensangebote – viel zu schauen und eine schöne Atmosphäre. Die folgenden besten Bilder aus Mirepoix überzeugen sicher jeden, dass dieses Städtchen auf keinen Fall links liegengelassen werden durfte:
Wie immer, wenn mir etwas besonders gut gefallen hat, waren das wieder sehr viele Bilder, aber die sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte.
Tag 11, 29.3.2016
Nach der Übernachtung in Mirepoix ging es am nächsten Tag weiter auf der D119, also von Mirepoix aus direkt nach Westen. Nach einiger Zeit kommt man am Ort Vals vorbei, er liegt etwas abseits der Straße, die dortige Sehenswürdigkeit, eine alte Felsenkirche (Église Nôtre-Dame de Vals) ist beschildert.
Der tolle Ausblick auf die schneebedeckten Pyrenäen lohnt diesen kleinen Abstecher am meisten, aber auch das Innere der Kirche ist interessant, denn sie ist z.T. in den Felsen gebaut, der Eingang führt durch einen höhlenartigen Tunnel.
Wir verabschieden uns von dem schönen Ausblick und fahren weiter die landschaftlich reizvolle D119 entlang nach Westen, bis wir auf die Autobahn N20 stoßen, der wir nun nach Süden folgen. Unser Ziel ist die Grotte de Niaux, eine prähistorische Höhle, berühmt für ihre Wandmalereien, südlich von Foix. Die N20 verläßt man in Tarascon-sûr-Ariège, auf der D8 geht es ins Tal von Vicdessos hinein bis zum Ort Niaux. Das steile Sträßchen hinauf zur Höhle ist ausgeschildert, man muss das Auto etwas unterhalb des Eingangs stehen lassen. Wir haben keine Voranmeldung wie im Reiseführer geraten, aber wie bisher hält sich der Andrang auch hier um diese Jahreszeit in Grenzen, wir müssen nur die Mittagspause des Höhlenführers abwarten, aber die vertreiben wir uns mit einer interessanten Ausstellung in der kunstvollen Überbauung des Höhleneingangs und mit dem schönen Ausblick in das Tal mit dem Ort Niaux. Hier befinden wir uns schon in den Ausläufern der Pyrenäen, im Hintergrund sieht man die schneebedeckten Berge.
Wie man schon aufgrund dieser Bilder erahnen kann, erwartete uns eine ganz besondere Höhle und auch Höhlenführung, denn diese Höhle hatte so gut wie keine Tropfsteine zu bieten und war komplett unbeleuchtet. Zuerst musste man, jeder mit Helm und Stirnlampe bewaffnet, richtig weit in den Berg hinein laufen, durch große Höhlenhallen, aber auch schmale Durchgänge. Ab und zu wurden uns kleinere Höhlenzeichnungen gezeigt, mit schwarzer Kohle auf den Fels gemalte Zeichen oder Tiere, meist schlecht erkennbar. Doch was dann kam, etwa nach einer halben Stunde, tief drinnen in der Höhle, war schon was ganz Besonderes und den ganzen etwas beschwerlichen Weg wert. Erst mussten wir alle Lampen ausmachen, denn die kostbaren Hauptmalereien im sogenannten „Schwarzen Salon“ vertrugen keinerlei Licht – dann beleuchtete der Höhlenführer nach und nach einzelne Teile der gigantisch großen Höhle und an den Wänden zeigten sich nun ganz andere Eindrücke. Die ausschließlich schwarzen Zeichnungen waren riesig groß, Tiere und Pfeile, klar erkennbar, dass es sich um Jagdszenen handelte. Leider durfte man in der Höhle nicht photographieren, aber ich habe trotzdem Bilder von den Zeichnungen. Sie stammen aus einem Museum, das wir am nächsten Tag besucht haben, dort waren die Höhlenmalereien aus der Grotte Niaux 1:1 nachgebildet.
Schwer beeindruckt verließen wir die Höhle wieder in dem Bewusstsein, die bedeutendsten Höhlenmalereien der Welt mit eigenen Augen gesehen zu haben.
Die Besichtigung der Höhle ist nur in Gruppen bis 20 Personen erlaubt, Voranmeldung ist zu empfehlen, auf jeden Fall im Sommerhalbjahr.
Zur Übernachtung fuhren wir dann nur ein paar Kilometer wieder zurück Richtung Autobahn auf den Parkplatz des „Parc Pyrénéen de l’art Préhistorique“, westlich von Tarascon, im Ort beschildert. Wir waren die einzigen Übernachter auf dem riesigen Parkplatz obwohl es offensichtlich nicht verboten ist. Zum Dank waren wir dann am nächsten Morgen bei nun wieder strahlendem, aber kaltem Wetter die ersten Besucher der großen Anlage.
Tag 12, 30.3.2016
Dort gibt es im modernen Museumsgebäude richtig viel zu sehen, alle Informationen über die Zeit der Höhlenmenschen, die die Zeichnungen in den Höhlen hinterlassen haben. Man kann sogar mal einem Wollhaarmammut oder einem Säbelzahntiger Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen, die Tiere dieser Zeit stehen ausgstopft mit vielen modern animierten Informationen dazu in den Ausstellungssälen herum. Dazu gibt es Ausgrabungsstücke zu sehen, viel erdgeschichtliches Wissen und Betrachtungen über das Leben der Menschen in der Frühgeschichte. Auch die oben schon gezeigten Nachbildungen der Höhle von Niaux mit ihren Wandmalereien sowie noch einiger anderer Höhlen beeindruckten uns und die anderen Besucher. Ein wirklich schön gemachtes Museum, unterhaltsam und auch lehrreich, mit allen zur Verfügung stehenden modernen Mitteln, wie interaktiven Filmen, Audioguide, Klangeffekten etc. etc.
Im großen Außenbereich gab es noch mehr zu sehen, die Kinder konnten an Workshops teilnehmen, sie lernten mit Pfeil und Bogen zu schießen oder konnten selbst mit den damals üblichen Farben eine künstliche Höhlenwand bemalen. Mir gefiel besonders die schöne Umgebung und die Gestaltung des Parks mit ihren Seen und Parkbänken zum Relaxen.
Gegen Nachmittag nahmen wir dann Abschied von unserem schönen Stellplatz am Rand des Parkplatzes und dem wiehernden Nachbarn auf der Weide nebenan, und machten uns wieder auf den Weg.
Über die Autobahn erreichten wir schnell wieder den von weitem sehr interessant aussehenden Ort Foix mit seiner markanten Burganlage und suchten einen Parkplatz um ihn zu besichtigen. Das war gar nicht so einfach und auch der Ort selbst überzeugte mich wenig. Auch die Altstadt fand ich, hatte wenig Flair, so habe ich auch nur ein Bild von Foix. Kann auch sein, dass mein Akku leer war und ich deshalb nicht mehr Fotos habe.
Etwas außerhalb von Foix, wo das Flüsschen Ariège zu einem Stausee aufgestaut wurde, fand sich ein Campingplatz (Camping du Lac), auf dem wir noch mal eine Dusche nahmen und ein paar ruhige Stunden verbrachten. Ein neugieriger Katzenbesuch freute uns besonders, denn die Katzen zuhause werden doch immer im Urlaub sehr vermisst. Die Abendstimmung war an dem Tag besonders schön, leider war es auch der Abschied vom schönen Frühlingswetter.
Um möglichst viel von der Landschaft mit zu bekommen und Autobahngebühren zu sparen, fuhren wir den ganzen weiten Weg nach Lourdes über kleinere Landstraßen. Zuerst war das Wetter noch ganz O.K. und wir konnten noch ein Highlight trockenen Fusses genießen, die Grotte du Mas-d’Azil. Hier handelt es sich um eine ganz besondere Höhle, denn sie wird von einer breiten Strasse durchquert, eine ganz besondere, einmalige Erfahrung, mit dem Auto auf einer ganz normalen Straße durch eine riesige Naturhöhle zu fahren. Wir stiegen am Parkplatz nach der Höhle noch einmal aus und liefen zu Fuß zurück in die Höhle, um uns das noch mal genauer an zu sehen.
Leider wurde dann das Wetter so richtig schlecht, und als wir endlich nach vielen Stunden in Lourdes ankamen regnete es in Strömen.
Der Wohnmobilstellplatz am Camping le Vieux Berger ist ganzjährig geöffnet, in Fußentfernung zur Innenstadt und mehreren Einkaufsmöglichkeiten. Wir können ihn empfehlen.
Tag 13, 31.3.2016
Obwohl es verregnet blieb, war auch der Besuch von Lourdes ein besonderes Erlebnis, das letzte unserer so abwechslungsreichen Reise.
Man muss sich klar machen, dass Lourdes und die Quelle von Lourdes ein echter, starker Kraftort sind, das kann man sogar spüren, schon als wir in die Stadt hinein fuhren und in der Nacht konnte ich das Kribbeln dieser Energie in mir, in meinen Füßen fühlen. Das kann natürlich auch zusätzlich durch die Anwesenheit so vieler gläubiger Menschen kommen, die sich von Lourdes Heilung und Segen versprechen.
Da ich nicht katholisch bin, kann ich mit diesem Pilgerzirkus, der hier herrscht wenig anfangen, Lourdes hat sich fast zu einem Pilgerdisneyland entwickelt, die unendliche Menge der Souvenirläden ist unfassbar. Als Tourist sieht man sich das staunend und verwundert an, lächelt über die Pilgergruppen aus aller Welt, die eher wie Karnevals- oder Kegelvereine auf Achse wirken, gute Laune scheint beim Pilgern Voraussetzung zu sein.
Trotzdem kann ich mich der Magie dieses Ortes nicht entziehen, beim Kirchenbesuch kommen mir ohne Grund die Tränen, die Andacht der Gläubigen, oft sicher kranken Pilger springt auf mich über. Meinem Jüngsten geht es genauso, was mir beweißt, dass ich mir das nicht eingebildet habe, denn er ist sicher frei von Vorstellungen und Erwartungen mit kindlicher Unbeschwertheit nach Lourdes gereist.
Wir trinken Wasser aus der Quelle, an der Seite der Kirche kann man sich aus vielen Wasserhähnen selbst bedienen und die mitgebrachten und auch überall kaufbaren Kanister füllen.
Daneben liegt die berühmte Grotte, in der die heilige Bernadette ihre Marienerscheinung hatte – es handelt sich eigentlich nur um einen Unterstand im Fels, eher unscheinbar und für die Massen, die sich inzwischen hier drängen und Kerzen aufstellen wollen, viel zu klein. Deshalb gibt es in der Nachbarschaft der Grotte ein großes Areal mit zahlreichen Kerzenständerwagons, die mit den mitgebrachten und gekauften Kerzen bestückt werden können.
Auch wir haben zwei Kerzen für die kranke Oma aufgestellt, die leider ein halbes Jahr später verstorben ist.
Hier noch einige Eindrücke von der Basilique Notre-Dame-du-Rosaire de Lourdes, der Wallfahrtskirche in Lourdes, leider meist bei Regenwetter, die Sonne kam dann erst am Nachmittag wieder raus.
Den Rest von Lourdes, an sich ein hübsches Städtchen am Rand der Pyrenäen, umgeben von noch beschneiten Bergen, am Fluss Pau gelegen, mit einer großen Burganlage haben wir uns dann auch noch angesehen, hier ein paar Eindrücke:
Tag 14, 1.4.2016
Leider ging unser Urlaub am nächsten Tag zu Ende und es wurde Zeit, den weiten Weg zurück nach Hause in Angriff zu nehmen. Zum Abschied sah man nun nochmal bei Sonnenschein, wie schön Lourdes und der Wohnmobilstellplatz liegen:
Auf der Heimfahrt pausieren wir noch eine Nacht irgendwo auf dem Land – wo, weiß ich leider nicht mehr. Aber es war ein kostenloser Stellplatz mit Ver- und Entsorgung in einem völlig verschlafenen Kaff ohne jeden Laden o.ä. Für eine ruhige Übernachtung aber allemal gut geeignet, Platz genug ist auch.
Hiermit endet mein Reisebericht von einer für mich äußerst attraktiven, abwechslungsreichen Reise, genau nach meinem Geschmack. Dem Rest der Familie hat es auch gut gefallen. Vielleicht konnte ich ja dem einen oder der anderen die Planung einer ähnlichen Tour erleichtern, das würde mich freuen.
Der nächste Reisebericht wird in den nächsten Tagen der erste Teil unserer Dänemarkreise im letzten Sommer sein.
Bis dahin, liebe Grüße, und vergesst nicht – das Leben ist bunt!
Annette