Tag 8, 31.7.2016
Und weiter gehts…
Heute fahren wir weiter, wie zu erwarten war nach Norden. Solange bis es erst mal nicht mehr weiter geht. Im Ort Thyborøn endet die Straße, die direkt an der Küste entlang führt und man kommt nur mit der Fähre weiter. Klasse, das ist doch mal was Anderes, bitte gerne! So sieht meine Reaktion aus, der Vater zählt das Geld und nickt es auch ab, die Kinder finden es spannend, sie machen sowieso alles begeistert mit.
Zuvor aber will ich noch ein ganz besonderes Zeichen von Liebe besichtigen, es soll ja Männer geben, die ihren Frauen aus Liebe ein ganz besonderes Haus bauen, so wie das Taj Mahal zum Beispiel. Auch das Sneglehus ist so eine Liebesbeweis, hier hat ein Thyborøner sein Haus mit unzähligen Muscheln und Schneckenhäusern dekoriert als Geschenk für seine Ehefrau und hat es dadurch in eine Touristenattraktion verwandelt. Heute ist es nicht mehr bewohnt, es enthält eine kleine Ausstellung von Muscheln und Flaschenschiffen und einen Laden. Von außen fand ich es wirklich schön, die Innenbesichtigung muss meiner Ansicht nach nicht unbedingt sein.
Das Sneglehus liegt direkt hinterm Deich, nach einem Mittagessen mit Meerblick, der nur von einem ersten Betonbunker aus dem 2. Weltkrieg getrübt wird, machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt Thyborøns, ein hübsches, aber nicht besonders aufregendes Fischereistädtchen. Zum Glück unserer Kinder gab es gerade ein Straßenfest mit vielen Ständen und Kinderattraktionen, vorallem der große Luftkissenspielplatz hat es ihnen angetan, so schnell wollten sie da nicht mehr weg. Am meisten Spaß machten die Sumoringer-Anzüge, auch uns, beim Zusehen 😉
Wir Erwachsenen spazierten währenddessen im Hafenbereich herum und sonnten uns in der heute ausgiebig scheinenden Sonne bei frühlingshaften Temperaturen.
Wenn man von hier aus weiter nach Norden fahren und keinen große Umweg in Kauf nehmen will, muss man die Fähre über die Lagune nehmen, wir entscheiden uns nun endgültig dafür, denn ein Umweg um den riesigen Fjord Nissum Bredning, der sicher auch interessant wäre, dauert mindestens einen halben Tag und wir wollen ja bis nach Skagen kommen.
Drüben setzt sich die Straße Nr. 181 einfach fort und führt uns durch den 2008 neu gegründeten Nationalpark Thy, er besteht aus streng geschützten Dünen, Heideflächen und Seen, es gibt aber viele Wander- und Fahrradwege. Freies Stehen ist hier natürlich verboten und so suchen wir uns einen Campingplatz und werden in Nørre Vorupør fündig.
Der Strandgardens Camping ist ein einfach ausgestatteter, aber wundervoll gelegener Platz in den Dünen, im hinteren Bereich sogar mit Meerblick. Uns hat es sehr gut gefallen dort, wir blieben sogar ausnahmsweise mal zwei Nächte da.
Heute machten wir auch noch einen ersten Strandspaziergang zum Hafen des kleinen Ortes, besonders schöne Bilder entstanden durch die tollen Wolken, die aber leider schon wieder eine Wetteränderung ankündigten:
Tag 9, 1.8.2016
Vormittags blieben wir im Wohnmobil, denn der Himmel war zugezogen und ein Gewitter war im Anmarsch. Im Nachhinein ein Glücksfall, denn so einen schönen Regenbogen habe ich vielleicht noch nie vorher photographiert – und das mit einer Handycam direkt aus dem Wohnmobilfenster!
Der Spuk war allerdings nach ein paar Stunden wieder vorbei und der blaue Himmel kam wieder heraus. Am Nachmittag machten wir trotz weiterer kleiner Schauer noch mal einen langen Strandspaziergang, dieses Mal vom Hafen aus am Strand nach Norden. Das Wetter war optimal für die vielen Kitesurfer, es machte Spaß, sie zu beobachten und Muscheln zu suchen.
Tag 10, 2.8.2016
Am nächsten Tag geht es dann endlich weiter, erstmal nach Norden bis zum Leuchtturm von Hanstholm, denn jeder Leuchtturm auf dem Weg muss natürlich besichtigt werden!
Der Blick von oben:
Der Friedhof nebenan noch mal von unten:
Wir lassen Hanstholm dann wieder hinter uns und zum ersten Mal seit langem geht es nun nicht mehr nach Norden weiter, sondern erstmal nach Osten bis Østerild. Von dort nehmen wir dann die Straße 73 nach Norden bis nach Frøstrup und von dort aus gelangen wir zum einzigen Vogelfelsen Dänemarks, dem Blubjerg, einer hohen Felsenklippe direkt am Meer.
Auch dieser Abstecher hat sich sehr gelohnt: es ist landschaftlich einmalig schön hier, das Bunkermuseum in einer Bunkeranlage der Deutschen aus dem 2.Weltkrieg ist geschichtlich interessant und der Strand unterhalb der Klippe ist besonders schön. Er liegt nur ein paar hundert Meter weiter unten als der Parkplatz und so kommen wir an diesem Tag auch noch zu einem schönen Spaziergang mit Konditionsgewinn beim wieder hinauf steigen. Wir merken, dass wir doch viel zu viel im Wohnmobil gesessen sind in den letzten Tagen.
So schön konnten wir parken, das Picknick des Tages gab es im Gras vor dem Wohnmobil, denn das Wetter war endlich wieder mal schön warm.

Dann nahmen wir die „Treppe zum Strand“, wie hübsch das auf dänisch klingt:


Leider darf man auf dem Parkplatz oben auf dem Blubjerg mal wieder nicht übernachten, es ist ein Naturschutzgebiet hier, sonst hätten wir uns das bestimmt überlegt. Tief unten, direkt hinterm Strand gibt es aber auch einen Platz, an dem man stehen darf, aber das ist nur halb so schön wie oben.
Deshalb bewegen wir uns weiter und erreichen noch am späten Nachmittag das nächste Highlight: die größte Wanderdüne Dänemarks, die Rubjerg Knude zwischen Løkken und Lønstrup. Die Zufahrt in Richtung Lønstrup ist von der Strasse 55 aus gut beschildert, der große Parkplatz für die Düne ist direkt an der Straße gelegen. Auch wenn er noch recht weit von der Düne mit dem daraus hervor ragenden Leuchtturm, dem Rubjerg Fyr entfernt liegt, man kann nicht mehr näher heran fahren. Der Grund ist einfach der, dass die Düne mit einer ungeheuren Geschwindigkeit (etwa 10 m pro Jahr!) landeinwärts wandert und man den Parkplatz schon mal so weit entfernt gebaut hat um ihn nicht in 10 Jahren schon wieder neu bauen zu müssen.
Wir machen uns also auf den Weg und nähern uns voller Staunen diesem unglaublichen Anblick: eine Sandwüste mitten im Grünen. Schon von weitem sieht man die Wolken, die das Sandtreiben aufwirbelt.
In 16 Jahren wird der Weg nicht mehr so weit sein:
Das letzte Stück muss man durch den tiefen Treibsand bergan stapfen, der Wind weht einem permanent Sand in Gesicht und Augen, ich komme mir vor wie auf einer Wüstenexpedition und bin sehr froh, als ich den Leuchtturm erreiche und in seinem Inneren Schutz vor dem Sandsturm finde. Man kann ihn besteigen und von oben sieht es dann so aus, ich zeige diesen kurzen Film, weil er einen guten Eindruck gibt vom stürmischen Ambiente, das Knattern ist der Wind:
Der Rückweg ist dann leichter, der Wind kommt von hinten und es geht bergab. Die Kinder lassen es sich nicht nehmen, auf die höchste Erhebung der Düne zu steigen um sich von dort oben herunter zu rollen:
Zum Übernachten bleiben wir heute einfach auf dem Parkplatz stehen, es ist nicht verboten, hier zu übernachten, es ist ruhig und schön, wir schlafen sehr gut und ohne Kosten. Die Dusche muss eben noch bis zum nächsten Abend warten, obwohl sie nach diesem Abenteuer durchaus nötig gewesen wäre.