Tag 13, 5.8.2016
Der Rückweg nach Hause sollte zwar schneller erfolgen, als der Hinweg, aber ganz so schnell dann doch nicht, es gab noch drei Wunschziele für eine Unterbrechung.
Die erste liegt südlich von Skagen: die größte Wanderdüne Dänemarks, eine kleine Sahara, die Råbjerg Mile. Wir waren schon auf dem Hinweg an der Abzweigung vorbei gefahren, sie liegt weit abseits der Strasse 40, man erreicht den Parkplatz für die Besichtigung nur über schmale Sträßchen. Die Abzweigung von der 40 ist beschildert, südlich des Campingplatzes Bunken Strand Camping geht es ab.
Vom Parkplatz aus muss man noch ein kurzes Stück laufen, dann ist die Düne erreicht und man betritt den größten Sandhaufen, den ich je gesehen habe. Hier einige Eindrücke:
Man kann sie in etwa einer halben Stunde überqueren, am besten barfuss, dann hat man das beste Strandfeeling. Dann sollte man die Erhebung am südlichen Rand besteigen, denn von da oben kann man die ganze Fläche gut überblicken und erkennt auch die ganz besondere Lage der Wanderdüne. Sie wandert nämlich über eine schmale Landzunge von West nach Ost mit ca. 15 km pro Jahr. Man kann die Nordsee und die Ostsee sehen von hier oben. Sie steht unter Naturschutz und darf sich frei weiter bewegen, es wird nichts unternommen um sie zu bremsen. D.h. auch, dass sie irgendwann am Ostseeufer ankommen sein wird (etwa 2130) und man die Straße 40 dann umleiten muss. Wenn sie dann ganz in die Ostsee hinein geweht ist, wird sie auch die Küstenlinie verändern. Hier spürt man das Sandtreiben nicht so stark wie auf der Rybjerg Knude, es ist viel angenehmer, sich hier auf zu halten. Am besten nimmt man sich Strandspiele und Picknick mit und verbringt hier einen schönen Tag, eine Alternative zum echten Strand.
Nach diesem sehr schönen und besonderen Erlebnis machten wir uns dann aber endgültig auf den schnellsten Weg zurück nach Deutschland. Auf der Autobahn E45, die kurz hinter Frederikshavn beginnt dauert der Rückweg durch ganz Dänemark gar nicht mal soo lange, etwa 4 Stunden nur. Die Autobahn ist wie alle anderen Straßen in Dänemark nicht überfüllt, wie in Deutschland so oft, man kommt gut voran und ohne Staus gelangten wir am frühen Abend zu unserem Übernachtungsziel, dem Campingplatz „Nordseecamping Zum Seehund“, südlich von Husum, hinterm Deich. Ich war im April 2016 schon mal für ein paar Tage in Nordfriesland, habe auch Husum kennengelernt und leider die für mich größte Attraktion der Gegend verpasst: den Westhever Leuchtturm. Dieser rotweiß geringelte Leuchtturm nördlich von St. Peter Ording ist für mich DER Leuchtturm überhaupt. Man kennt ihn einfach, er ist vielleicht der am häufigsten dargestellte Leuchtturm, so klassisch mit seinen rotweißen Streifen und den zwei Häuschen rechts und links. Deshalb fuhren wir diesen Campingplatz an, er liegt nicht so weit weg davon.
Dieser Campingplatz ist ein richtig schöner Urlaubsplatz mit viel Komfort, sogar mit Sauna. Es gibt aber auch einen Wohnmobilstellplatz außerhalb der Schranken, hier kann man gut für eine Nacht stehen, spart ein wenig und kann trotzdem die Einrichtungen des Platzes vollständig nutzen. Wir haben uns dann im sehr guten Campingplatz-Restaurant ein leckeres Abendessen gegönnt, der Kellner entpuppt sich als Alleinunterhalter, wir fühlen uns wie VIPs, aber das Gefühl gibt er sicher jeder Familie dort. Sehr schön, dieser Abend!
Tag 14, 6.8.2016
Am nächsten Morgen fuhren wir noch ungefähr eine dreiviertel Stunde über schmale Sträßchen durch hübsche nordfrisische Örtchen wie Norderfriedrichskoog, Osterhever und Westernhever, bis wir am Rand des Naturschutzgebietes ankamen, in dem der Westernhever Leuchtturm liegt, zwischen Deich und Wattenmeer, auf dem Meer abgerungenen Salzmarschen.
Auf dem Parkplatz am Infozentrum stellen wir unser Womo ab, die Kinder schnappen sich ihre Roller und wir Erwachsene vermissen dann doch mal wieder unsere Fahrräder, denn man muss doch ein ordentliches Stück laufen bis zum Leuchtturm. Aber der Weg ist so schön, durch grüne Wiesen mit Schafen drauf, einfach idyllisch.
Wir statten auch erst noch dem Watt einen Besuch ab, laufen sogar ein ganzes Stück hinein, es ist gerade Ebbe. Ich bin als Kind zuletzt im Watt gewesen und unsere Kinder noch nie, entsprechend genießen wir dieses einzigartige Erlebnis. Es ist schon unglaublich wie flach es hier ist und wie weit man schauen kann, dazu die Wolken und weit im Hintergrund ist noch der Leuchtturm zu sehen – es ist fast unwirklich schön!
Zurück auf dem „Festland“ nähern wir uns nun wirklich dem Leuchtturm und ich kann nicht aufhören ihn zu fotografieren, hier ein paar viele Bilder:
Leider, leider kann man den Turm nicht einfach so gegen einen Obolus besteigen, wie es in Dänemark überall war, man muss eine Führung mitmachen und die waren für diesen Tag schon alle ausgebucht. So sahen wir uns nur die Naturschutzaustellung in einem der beiden Gebäude an, im anderen wohnt noch immer die Leuchtturmwärterfamilie.
Wunderschön war auch der Rückweg, nun über den historischen Stockenstieg, den man nur in einer Richtung begehen darf. Es ist ein sehr schmaler, mit Ziegeln geklinkerter Weg, der erste und damals einzige, der den Turm nach seinem Bau 1906/07 mit dem Festland hinter den Marschwiesen verband. Der Gang über diesen Weg war noch mal ganz anders als auf den breiten geteerten Wegen auf dem Hinweg: die Wasserläufe, die Brücken und immer wieder der Rückblick zum Turm, hier wieder meine zahlreichen Eindrücke:
Zurück am Parkplatz kaufen wir noch ein paar Leuchtturmandenken im Lädchen des Info-hus und brechen auf zu unserem letzten Urlaubsziel, St. Peter Ording. Hier wollen wir noch einmal übernachten und noch einmal an den Strand. Auch hier war ich im Frühjahr schon einmal und war ziemlich beeindruckt von den Ausmaßen des Strandes und den schönen Pfahlbauten. Bisher kannte ich das alles nur aus einer Serie, die ich früher gerne gesehen habe: „Gegen den Wind“. Aber alles ist noch viel größer und weitläufiger als es dort rüberkommt.
Der große Übernachtungsplatz „Reisemobilhafen St. Peter Ording„, den wir ansteuern, ist leider gerade wegen Modernisierung geschlossen, es gibt aber direkt nebenan eine Ausweichmöglichkeit, an einer ehemaligen Gaststätte. Leider ohne jeden Komfort, aber wir bekommen problemlos einen Platz, es ist ja noch früh am Tag.
Der Fußweg zum Hauptstrand in St. Peter Ording dauert etwa eine Dreiviertelstunde, wir nehmen den befestigten Weg am Strand entlang auf den wir von hier aus in 10 Min gelangen. Man muss dem Wegweiser zum Südstrand folgen, der Weg führt dann teilweise auf, teilweise neben dem Deich entlang, in der Ferne sieht man die Kitesegler am Südstrand – und wieder vermissen wir unsere Fahrräder und beneiden die Jungs, die wenigstens ihre Roller dabei haben.
Doch nach einem strammen Marsch im lauwarmen Wind erreichen wir endlich die Stelle, die ich schon kenne, wo der über einen Kilometer lange Steg vor zum Hauptstrand von St. Peter Ording führt.
Es kostet sogar ein wenig Eintritt, Kurtaxe, wenn man ihn betreten will. Der Weg über die Marschwiesen, die unter Naturschutz stehen ist auch schon sehr interessant, ansonsten ist hier im Hochsommer bei solchem Wetter natürlich der Bär los – aber kein Wunder, es ist wirklich toll hier! Wer mag, kann sich am Beginn des Stegs mit einem Fischbrötchen stärken, dann gehts zum Strand und endlich kann man die nun schon langsam schmerzenden Füße aus den Wanderschuhen schälen und barfuss durch den Sand gehen. Viele Bilder habe ich nicht, weil es sehr windig war und mein Handy den Sand nicht verträgt.
Die unglaublichen Dimensionen kann man schon sehr gut erkennen, trotzdem noch ein paar Bilder aus dem April 2016, als ich schon mal zusammen mit Freunden hier war:
Natürlich war es um diese Jahreszeit noch völlig leer, kein Vergleich zu unserem Erlebnis im Sommer, dennoch kann man sich jetzt vielleicht noch ein bißchen besser die kilometerweiten Dimensionen von Strand vorstellen, mit denen man es hier in St. Peter Ording zu tun hat. Ähnlich wie in Rømø, nur kann man hier den Strand nicht befahren, muss wirklich recht weit laufen, dafür kann man aber auf dem Strand in einem der Pfahlbauten einen Kaffee trinken oder einen Strandkorb anmieten.
Der Himmel wurde so langsam leider wieder grau und wir verließen den Strand bald wieder, es wurde langsam Abend und wir hatten ja noch einen langen Rückweg. Zuerst streiften wir noch ein wenig durch die Souvenierläden und gingen dann, diesmal hinter der ersten Häuserreihe, auf der langen Straße „Im Bad“ zurück bis in den Ortsteil St. Peter. In einer Pizzaria, die wir unterwegs finden, organisieren wir uns noch ein Abendessen, inzwischen hat es angefangen zu regnen und wir nehmen die Pizza mit ins Wohnmobil, wo wir sie uns schmecken lassen. Das haben wir uns verdient, denn so viel wie an diesem Tag waren wir im ganzen Urlaub nicht gelaufen, meine Füße schmerzten auch entsprechend stark, ich war froh, dass wir den nächsten Tag nur im Wohnmobil sitzen würden.
Tag 15, 7.8.2016
Die Rückfahrt über Hamburg und durchs Ruhrgebiet zurück nachhause, zwischen Trier und Saarbrücken, schafft man normalerweise gut an einem Tag, auch mit dem Wohnmobil. Aber es sollte anders kommen. Nach kurzer Fahrt, die Autobahn bei war erreicht und die Ausfahrt Wacken passiert, da steckten wir plötzlich, noch vor Hamburg, im Stau. Es dauerte nicht lang, bis uns klar wurde, was für ein Stau das war:
What the hell??? Ja, es war fast etwas unheimlich, wir waren in den Rückreisestau des Heavy Metal Festivals von Wacken geraten. W+O+A = Wacken Open Air. Zirka 80 000 Festivalbesucher waren heute, am Sonntag auf der Heimreise, natürlich fast alle nach Süden unterwegs, durch das Nadelöhr Hamburg. Wir erfuhren später, dass der Elbtunnel immer wieder gesperrt wurde, da er überlastet war. Das führte zu sage und schreibe 5 (!) Stunden Stau vor Hamburg, aber ich muss sagen, die waren fast unterhaltsam. Die Autobahn wurde bald von fast ausschließlich schwarz gekleideten Männern bevölkert, besetzt, belegt… ja, sie haben es sich gemütlich gemacht. Laute Musik wurde gespielt, viele hatten Busse und Wohnmobile, sie saßen in den offenen Türen, Bierchen trinkend, die gute Laune war spürbar. Später kam sogar eine Frau bei uns vorbei und bat uns, auf unsere Toilette gehen zu dürfen, da an der Autobahn kaum eine Möglichkeit dazu bestand. Die Raststätte, auf der wir zwischendurch mal Pause vom Stau machten, war voll von einschlägigem, langhaarigem Publikum, aber die waren alle total nett, ich kam sogar mit eine langhaarigen Rocker ins Gespräch, der uns erst mal klar machte, was für ein Giga-Festival das ist und dass das jedes Jahr so einen Stau gibt am Abreisetag. Tja, das hätte man mal wissen sollen. Aber sehr nett, höflich und freundlich, der Mann!
Als wir dann endlich durch Hamburg durch waren wurde es auch nicht viel besser mit dem Verkehr. Wir beschlossen, an Hannover und Kassel vorbei weiter zu fahren und merkten bald, dass wir noch eine Übernachtung brauchen würden. Gottseidank wartete kein Arbeitgeber auf uns, wir sind selbständig und konnten uns erlauben, einen Urlaubstag, in dem Fall auf der Autobahn, dran zu hängen. Denn auch am nächsten Tag, nach einer Übernachtung südlich von Hannover, kamen wir nicht vor dem Abend nach Hause, es war so ein Verkehr auf den Straßen!
Alles in allem war es aber ein sehr schöner Urlaub, nicht so heiß, viel Natur, viel Meer, ruhig und erholsam, Dänemark bekommt einen Daumen hoch von uns.
Wir überlegen sogar, im Sommer 2017 die Rundfahrt auf der Ostseite des Landes fort zu setzen, da gibt es auch noch viel Interessantes zu sehen. Denn nach Norwegen werden es wir wohl auch dieses Jahr nicht schaffen, 3 Wochen am Stück kann ein freiberuflicher Diplomgeograph im Sommer einfach nicht frei machen.
Das wars, als nächstes folgt der Bericht über unsere Mallorcareise im Herbst 2016
Das Leben ist bunt, alles Liebe, Annette